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Kirche: Glocken

Fertigung von Stahglocken

Glockenguss bei Rincker am 29. August 2003

Die Glocken, Teil 2

Im April 1940 musste Pfarrer Kaiser dem Wilmersdorfer Gemeindekirchenrat mitteilen, "dass auf staatliche Anforderung die Bronzeglocken der Lindenkirche und der Kirche am Hohenzollernplatz für eine etwaige Ablieferung angemeldet sind. Es wird angeregt, wenn möglich, im Bedarfsfalle von den Stahlglocken in den anderen Kirchen je eine Glocke den glockenlosen Gemeinden zur Verfügung zu stellen." (Protokollbuch des Gemeindekirchenrats 16.4.40)  Die Glocken wurden dann zum Einschmelzen für kriegstechnische Zwecke abgehängt. (Auch das – nach dem Brand restliche? – Kupfer des Kirchdachs wurde für "kriegswichtige Zwecke" abgeholt!)

Wie im Jahr 2003 durch Messungen festgestellt werden konnte, hat die kleinste der ursprünglichen Glocken bereits zu Schäden am Turm geführt, da ihre Schwingungen auch den Turm in Bewegung brachten und zu Rissen führten.

Ja, ein Beharrungsvermögen, ein Faulheitsmoment braucht so ein Turm, wie sich dann bei der Einhängung eines neuen Geläuts nach dem Krieg erwies. Hatten die ursprünglichen Glocken ein Gewicht von 10.460 kg, so hatten die vier 1958/59 beschafften Glocken ein Gewicht von zusammen nur noch 3.909 kg. Ohne Schwingungsmessungen durchzuführen, um festzustellen, welche Wechselwirkungen durch das neue, wesentlich leichtere und anders gestimmte Geläut zwischen Turm und Glockenschwingungen entstehen, nahm die Gemeinde 1958 zunächst zwei Stahlglocken (e’ und fis’) dankbar an, die das Konsistorium zur  Verfügung stellte. Ursprünglich läuteten diese Glocken in Ilsfeld/Württemberg, wurden dort aber wegen Veränderungen am Kirchturm ausgehängt. Die Kirchengemeinde Am Hohenzollernplatz beschaffte Anfang 1959 zur Vervollständigung des Geläuts selbst zwei Glocken (cis’/a’). Gegossen waren alle vier Stahlglocken durch das Gussstahlwerk Bochumer Verein. Die Umschriften der Stahlglocken lauten:

Alles in allem kostete das mit Montage und Läutezubehör ca. 20.000 DM, die durch Beihilfen von Konsistorium, Bauverein und Gemeinde aufgebracht wurden.

Am Pfingstsonntag 1959 wurden die Glocken festlich in Dienst gestellt.

Mit Entsetzen stellte man 1960 fest, das beim Läuten der Turm bis zu einem Meter(!) mitschwang und sich Risse zeigten. Nun hatte man ein Folgeproblem: der Turm musste durch ein Stahlkorsett ausgesteift werden (Abnahme am 28.5.1963), was zusätzlich und unerwartet 63.000 DM kostete.

Heute nun sind die Stahlglocken völlig verrostet, Risse zeigen sich, die Obertonreihen werden nicht mehr klangrein aufgebaut. 3 Klöppel sind schon einmal ausgerissen und abgestürzt. Der Glockenstuhl muss ebenfalls entrostet und gestrichen werden, die Betondecke der Glockenstube ist zu sanieren. Aufgrund dessen hat die Gemeinde im Jubiläumsjahr 2003 versucht, die Glockenstube in Ordnung zu bringen, und ein Bronzegeläut angeschafft, das mit den Nachbargemeinden abgestimmt wurde. Es klingt nicht ganz so tief klingen wie das ursprüngliche Geläut, da ca. 11.000 kg Glockenbronze in absehbarer Zeit nicht zu bezahlen waren. Es zeichnete sich eine kleinere Lösung ab, mit ca. 6.000 kg Glockenbronze für 4 Glocken und der Stimmung b°, des’, ges’ und as’. Als Umschriften hat der Gemeindekirchenrat beschlossen: "Ehre sei Gott in der Höhe" (Lk 2,14); "Höret, so wird eure Seele leben" (Jes 55,3); "Friede sei mit euch" (Lk 24,36); "Danket dem Herrn" (Ps 105,1). Gegossen wurden die neuen Glocken von der Kunstgießerei Lauchhammer.

Zu aktuellen Problemen mit dem Geläut/Glockenstuhl siehe Meldungen »

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